Digitalaffin, anspruchsvoll, kompromisslos: Wenn es um die Generation Z geht, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurde, haben Arbeitgeber oft ein bestimmtes Bild im Kopf. Doch was wollen Talente aus dieser jungen Generation wirklich vom Berufsleben? Mittelständische Unternehmen spielen in diesem Kontext eine entscheidende Rolle. Sie bilden nicht nur das Rückgrat der Wirtschaft, sondern oft auch die erste Anlaufstelle für den Einstieg in die Arbeitswelt. Um am hoch kompetitiven Bewerbermarkt erfolgreich zu sein, müssen Arbeitgeber die Bedürfnisse der Generation Z verstehen und effektive Strategien entwickeln, um diese Zielgruppe anzusprechen und langfristig zu binden.
Generation Z drängt in den Arbeitsmarkt
Kaum einer Generation werden so viele und teils unterschiedliche Eigenarten zugeschrieben, wie den heute 13- bis 28-Jährigen (Stand 2023). Die Medien bringen sie regelmäßig mit politischem Aktivismus, wenig „klassischen“ Karrierewünschen und digitaler Befangenheit in Verbindung. Da der ältere Teil der Generation bereits im Arbeitsmarkt vertreten ist oder es in den nächsten Jahren sein wird, lohnt sich für den Arbeitgeber die genaue Betrachtung des „Phänomens Gen Z“. Bei einem detaillierten und fundierten Blick, der die Zahlen und Fakten unter die Lupe nimmt, offenbart sich ein differenzierteres Bild. Die Bewerber aus der Gen Z als erste wirkliche Digital Natives sind stark auf Social-Media, Smartphones und digitale Gadgets fixiert und haben dadurch ein besseres Verständnis für das Potenzial digitaler Transformationsprozesse. Auch stimmt, dass die Gen Z im allgemeinen meinungsstärker ist als vorangegangene Generationen. Arbeitgeber mit einer selbstbewussten und ehrlichen Unternehmenskultur können diese Zielgruppe besser ansprechen als die eher traditionelle Generationen der Babyboomer und Gen X. Zu beachten ist, dass es sich dabei selbstverständlich nur um Tendenzen handelt und individuelle Präferenzen nie unter den Tisch fallen dürfen.
Bedeutung für den Mittelstand
Dezidierte Arbeitsmarktanalysen bieten gute Einblicke in aktuelle Trends, Entwicklungen und Bedürfnisse von Arbeitskräften. Um zu verstehen, wie der Bewerbermarkt tickt, müssen Unternehmen die unterschiedlichen Zielgruppen im Detail betrachten, wobei jüngere Kandidaten zwangsläufig immer relevanter werden. Gen-Z-Mitarbeiter streben beispielsweise mehrheitlich nach kontinuierlicher Weiterentwicklung und Aufstiegschancen. Sie sind offen für lebenslanges Lernen und erwarten deshalb, dass Arbeitgeber Möglichkeiten zur beruflichen Fortbildung bieten. Das eröffnet mittelständischen Unternehmen ganz neue Möglichkeiten, von motivierten Talenten langfristig zu profitieren. Damit sich das Potenzial auch nutzen lässt, müssen Unternehmen sich klar machen, wie attraktiv sie für Kandidaten aus der Gen Z überhaupt sind. Qualifizierte regionale Arbeitsmarktanalysen können dabei helfen. Mit den so gewonnenen Erkenntnissen haben Mittelständler gute Chancen, gezielte Personalstrategien zu entwickeln. Beispiele hierfür sind die Schaffung von Anreizsystemen, die Verbesserung der Unternehmenskultur nach Diversitäts- und Nachhaltigkeitskriterien sowie die Bereitstellung von gefragten Weiterbildungsmöglichkeiten.
Die Gen Z stellt viele Arbeitgeber auf die Probe
Die Generation Z mag zwar talentiert und vielseitig sein, dennoch stehen mittelständische Unternehmen vor einer Reihe von Herausforderungen, wenn es darum geht, diese junge Zielgruppe erfolgreich anzuziehen und zu binden. Der Bewerbermarkt ist äußerst wettbewerbsintensiv, denn auch Konzerne und Startups konkurrieren um die Aufmerksamkeit der Generation Z. Mittelständische Wettbewerber müssen daher noch stärker als attraktive Arbeitgeber auftreten und sichtbar werden. Zudem bevorzugt ein erheblicher Teil der Gen Z flexible Arbeitsmodelle wie Remote-Arbeit und Teilzeitarbeit. Die Bereitstellung flexibler Lösungen kann vor allem für kleinere, mittelständische Unternehmen eine organisatorische Herausforderung darstellen. Oft müssen bestehende Arbeitsprozesse angepasst und etablierte EDV-Systemlandschaften umgebaut werden. Sofern in diesem Bereich aber ohnehin Nachholbedarf besteht, sollten Arbeitgeber die Chance ergreifen. Nur so können Unternehmen als Wettbewerber auf dem Arbeitgebermarkt agil agieren und sich zukünftig schneller an Trends und wegweisende Entwicklungen anpassen.
Wie sich die Talente von morgen gewinnen lassen
Um Talente aus der Generation Z für sich zu begeistern, müssen sich die Unternehmen deutlich mehr anstrengen, als es bei früheren Generationen der Fall war. Selbst Millennials, die bereits dafür bekannt waren, viele Paradigmen der Arbeitswelt zu hinterfragen, legten einen größeren Fokus auf klassische Karrierewünsche. Bei der Gen Z steht die Work-Life-Balance dagegen noch weitaus mehr im Vordergrund und viele hegen den Wunsch, sich mit ihrem Arbeitgeber identifizieren zu können, weshalb die soziale und nachhaltige Ausrichtung für Arbeitgeber wichtiger werden. Im Rekrutierungsprozess sollten Unternehmen deshalb eine Ansprache wählen, die sich an den Werten dieser jungen Generation orientiert. Kandidaten der Gen Z schätzen eine persönliche Kommunikation auf Augenhöhe, da ihnen so vermittelt wird, dass ihre Bewerbung und ihr Interesse ernst genommen werden.
Hierfür müssen Unternehmen alte Bewerbungsstandards aufweichen und stärker auf Kurzbewerbungen über digitale Kanäle und Social-Media setzen. Auch sind mehr Flexibilität bei der Stellenbeschreibung und ein Entgegenkommen hinsichtlich der spezifischen Karriereziele gefragt. In der Praxis hat sich das Angebot individueller Entwicklungspläne, die Unternehmen zusammen mit ihren Mitarbeitern ausarbeiten, bewährt. Diese umfassen oft ein spezifisches Profil aus Weiterbildungsmöglichkeiten und die Aussicht auf Mitarbeit an Wunschprojekten.
Unternehmenskultur und Mitarbeiterbindung
Einen besonders hohen Stellenwert hat für Kandidaten der Gen Z die Identifikation mit den Werten des potenziellen Arbeitgebers. Somit wird die Unternehmenskultur zu einem überaus entscheidenden Faktor, wenn Arbeitgeber Generation-Z-Bewerber für sich begeistern möchten. Unternehmen, die junge Mitarbeiter anziehen und binden möchten, sollten ihre Unternehmenskultur klar definieren und transparent kommunizieren. Wichtig ist auch zu überprüfen, wie groß die Schnittmenge der Unternehmenswerte mit dem Wertekanon der Gen Z ist. Diese bevorzugen eine offene und kollaborative Arbeitskultur. Unternehmen sollten dies fördern, indem sie Teamarbeit und den Ideenaustausch über alle Hierarchieebenen hinweg unterstützen.
Auch Unternehmen, die soziale Verantwortung übernehmen und sich in puncto Nachhaltigkeit engagieren, ziehen die Gen Z in besonderem Maße an. Es lohnt sich daher, einen Schwerpunkt auf den Aspekt der Corporate Social Responsibility (CSR) zu legen. Eine entsprechende Ausrichtung hilft im speziellen älteren mittelständischen Unternehmen dabei, sich als gefragte Arbeitgebermarke zu positionieren.