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Formale Anforderungen an ein Arbeitszeugnis
Bevor du dich dem Inhalt widmest, sollte das Zeugnis überhaupt die grundlegenden formalen Anforderungen erfüllen. Viele kleine Fehler können die Gültigkeit beeinträchtigen.
Worauf du achten solltest:
- Es muss schriftlich erstellt und handschriftlich unterschrieben sein.
- Eine digitale Form (z. B. PDF per E-Mail) reicht rechtlich nicht aus.
- Du hast eine sogenannte Holschuld – du musst das Zeugnis selbst abholen.
- Es muss alle wesentlichen persönlichen Daten enthalten (Name, Geburtsdatum, Zeitraum der Beschäftigung).
- Der Tätigkeitsbereich sollte präzise und verständlich beschrieben sein.
Überblick über die wichtigsten Bestandteile
Ein Arbeitszeugnis besteht in der Regel aus mehreren klar abgegrenzten Abschnitten. Die folgende Übersicht zeigt dir die typische Struktur und worauf du inhaltlich achten kannst.
| Bestandteil des Zeugnisses | Beschreibung | Worauf du achten solltest |
|---|---|---|
| Einleitung | Angaben zu Person, Position und Dauer der Tätigkeit | Vollständigkeit und richtige Daten |
| Tätigkeitsbeschreibung | Konkrete Aufgaben und Verantwortlichkeiten | Möglichst detailliert und individuell |
| Leistungsbeurteilung | Bewertung deiner Arbeitsweise, Fachkenntnisse und Erfolge | Positive, wohlwollende Formulierungen |
| Sozialverhalten | Umgang mit Vorgesetzten, Kollegen und Kunden | Keine negativen Untertöne oder versteckte Kritik |
| Schlussformel | Dank, Bedauern, Zukunftswünsche | Sollte positiv und vollständig sein |
Die Sprache der Zeugnisse – versteckte Botschaften
Da ein Arbeitgeber keine offenen negativen Aussagen machen darf, hat sich im Laufe der Zeit eine Art „Zeugnissprache“ entwickelt. Oft sind es kleine Nuancen, die den Unterschied zwischen „sehr gut“ und „befriedigend“ ausmachen.
Bevor du die einzelnen Abstufungen kennenlernst, solltest du wissen, dass jedes Wort zählt. Eine vermeintlich harmlose Abweichung („stets“ vs. „meistens“) kann eine ganze Note Unterschied bedeuten.
Bewertungscodes und ihre Bedeutung
Die folgenden Beispiele zeigen typische Formulierungen und ihre gängige Bewertung.
| Note | Beispielhafte Formulierung | Bedeutung |
|---|---|---|
| 1 (Sehr gut) | “Er erfüllt seine Aufgaben stets zur vollsten Zufriedenheit.” | Überdurchschnittliche Leistung |
| 2 (Gut) | “Er erfüllte seine Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit.” | Gute, solide Leistung |
| 3 (Befriedigend) | “Er erfüllte seine Aufgaben zur vollen Zufriedenheit.” | Durchschnittliche Leistung |
| 4 (Ausreichend) | “Er erfüllte seine Aufgaben zur Zufriedenheit.” | Unterdurchschnittliche Leistung |
| 5 (Mangelhaft) | “Er erfüllte seine Aufgaben überwiegend zu unserer Zufriedenheit:” | Unzureichende Leistung |
Wie du dein Zeugnis richtig interpretierst
Oft sind es Details, die über Wohl und Wehe deiner Bewerbung entscheiden. Damit du besser einschätzen kannst, wie dein Zeugnis bewertet wird, kannst du dich an folgenden typischen Formulierungen orientieren.
Typische positive Signale:
- „Stets“ oder „immer“ in Verbindung mit positiven Aussagen
- „Vollste Zufriedenheit“ oder „äußerst erfolgreich“
- „Mit großem Engagement und Eigeninitiative“
- „War bei Kollegen und Vorgesetzten gleichermaßen geschätzt“
Typische Warnsignale:
- Fehlende Verstärkerwörter wie „stets“
- „Bemühte sich“ oder „zeigte Einsatzbereitschaft“
- „Er war bemüht, den Anforderungen gerecht zu werden“
- „Er zeigte Verständnis für die Belange seiner Kollegen“
Wenn du mit deinem Zeugnis nicht zufrieden bist
Nicht jedes Zeugnis entspricht den Erwartungen – und manchmal wird bewusst schwammig formuliert. Wenn du Zweifel hast, dass dein Zeugnis fair oder korrekt ist, gibt es mehrere Wege, dagegen vorzugehen.
Empfohlene Schritte:
- Gespräch suchen: Bitte deinen ehemaligen Arbeitgeber um ein klärendes Gespräch.
- Änderungsvorschläge machen: Weisen sachlich auf konkrete Formulierungen hin, die du verbessert sehen möchtest.
- Rechtliche Prüfung: Lass dein Zeugnis von einem Fachanwalt für Arbeitsrecht überprüfen.
- Klage einreichen: Wenn nötig, kannst du vor dem Arbeitsgericht auf ein „wohlwollendes“ Zeugnis klagen.
Wichtige Tipps zur Zeugnisgestaltung
In der Praxis gibt es einige Punkte, die oft übersehen werden. Diese können jedoch entscheidend für den Eindruck bei künftigen Arbeitgebern sein.
Wichtige Hinweise:
- Achte auf einheitliche Formatierung und saubere Ausdrucksweise.
- Prüfe, ob alle Aufgabenbereiche genannt sind.
- Die Schlussformel sollte Dank und Bedauern enthalten („Wir bedauern sein Ausscheiden...“).
- Auch Unterschrift und Position des Unterzeichnenden sind wichtig – sie müssen glaubwürdig sein.
- Verlange, dass das Zeugnis auf Firmenpapier gedruckt ist.
Zwischenzeugnis – das unterschätzte Karriereinstrument
Ein Zwischenzeugnis kann ein wertvolles Werkzeug sein, um deine Leistungen während des laufenden Arbeitsverhältnisses zu dokumentieren. Viele Arbeitnehmer wissen gar nicht, dass sie es aus berechtigtem Interesse anfordern dürfen – und das sogar ohne Kündigungsabsicht.
Typische Gründe für ein Zwischenzeugnis:
- Wechsel des direkten Vorgesetzten
- Veränderung im Aufgabenbereich
- Bewerbung innerhalb oder außerhalb des Unternehmens
- Betriebsübergang oder Umstrukturierung
- Langjährige Betriebszugehörigkeit ohne aktuelle Beurteilung
| Wann sinnvoll? | Vorteil | Beispiel |
|---|---|---|
| Vor einem internen Wechsel | Du hast einen neutralen Leistungsnachweis | “Herr X Wechselte nach fünf Jahren in die Abteilungsleitung…” |
| Bei neuem Chef | Vermeidung von Wissensverlust über alte Leistungen | Alte Bewertung bleibt dokumentiert |
| Bei Bewerbungen | Zeigt aktuelle Qualifikation | Zwischenzeugnis ersetzt aktuelles Endzeugnis |
Tipp aus der Redaktion: Zwischenzeugnis – dein stiller Karriere-Booster
Lass dein Zwischenzeugnis sprachlich genauso sorgfältig prüfen wie dein Endzeugnis – es kann später zur perfekten Vorlage für deine finale Beurteilung werden!
Sonderfälle beim Arbeitszeugnis
In manchen Situationen gelten besondere Regeln oder Formulierungsfreiheiten. Diese Sonderfälle sind vor allem für Führungskräfte, Teilzeitkräfte oder Praktikanten relevant.
| Situation | Besonderheit | Worauf du achten solltest |
|---|---|---|
| Führungskraft | Beurteilung des Führungsstils und der Mitarbeiterführung | Erwähnung von Motivation, Zielorientierung, Teamerfolg |
| Teilzeitkraft | Gleiche Maßstäbe wie Vollzeitkräfte | Keine Abwertung wegen Stundenumfang |
| Auszubildende / Pratikanten | Fokus auf Lernfortschritt und Engagement | Erwähnung von Einsatzfreude, Lernbereitschaft, Fachkenntnissen |
| Befristete Mitarbeiter | Kurze Beschäftigungsdauer kein Nachteil | Formulierung sollte objektiv bleiben (“Während seiner Zeit…”) |
| Elternzeit oder längere Ausfallzeiten | Keine Erwähnung von Fehlzeiten | Nur, wenn sie beruflich relevant sind |
Merke: Auch in Sonderfällen gilt der Grundsatz der „Wohlwollenspflicht“. Kein Arbeitgeber darf dein berufliches Fortkommen behindern.
Die rechtliche Seite – das solltest du wissen
Bevor du rechtliche Schritte einleitest, ist es gut zu verstehen, welche Rechte du überhaupt hast. Viele Arbeitnehmer unterschätzen ihre rechtliche Position – und lassen so wertvolle Chancen verstreichen.
Deine wichtigsten Rechte zusammengefasst:
- Du hast gesetzlich Anspruch auf ein einfaches oder qualifiziertes Zeugnis (§ 109 GewO).
- Das Zeugnis muss wahr und wohlwollend sein – beides gleichzeitig.
- Du kannst eine Berichtigung verlangen, wenn falsche oder negative Codes verwendet wurden.
- Der Anspruch verjährt nach drei Jahren.
- Bei gravierenden Formulierungsfehlern kannst du vor dem Arbeitsgericht klagen.
| Recht | Beschreibung | Tipp |
|---|---|---|
| Anspruch auf Zeugnis | Jeder Arbeitnehmer hat diesen Anspruch | Gilt auch bei Minijobs und Praktika |
| Zeugnisberichtigung | Du kannst Korrekturen einfordern | Nutze konkrete Vorschläge |
| Verjährung | Drei Jahre ab Ende des Arbeitsverhältnisses | Frühzeitig handeln |
| Gerichtliche Klage | Bei Uneinigkeit über Bewertung | Fachanwalt hinzuziehen |
Fazit: Dein Zeugnis ist mehr als Papier – es ist dein Karriere-Kompass
Ein Arbeitszeugnis ist weit mehr als nur ein Stück Papier – es ist deine Visitenkarte für zukünftige Arbeitgeber. Wenn du weißt, wie du Formulierungen richtig liest und welche Regeln gelten, kannst du gezielt auf ein faires und aussagekräftiges Zeugnis hinwirken. Achte darauf, dass dein Zeugnis wohlwollend, individuell und formal korrekt ist – nur dann hilft es dir wirklich weiter.
FAQ zum Thema Arbeitszeugnis
Darf das Zeugnis elektronisch übermittelt werden?
Nein, nur das Original in Papierform mit Unterschrift ist rechtsgültig.
Was ist der Unterschied zwischen Zwischen- und Endzeugnis?
Ein Zwischenzeugnis wird während des Arbeitsverhältnisses ausgestellt, z. B. bei Vorgesetztenwechsel oder Bewerbung.
Wie kann ich mein Zeugnis selbst überprüfen lassen?
Es gibt Online-Tools, Rechtsanwälte oder Gewerkschaften, die eine Zeugnisanalyse anbieten.
Was tun, wenn mein Vorgesetzter nicht mehr im Unternehmen ist?
Das Zeugnis kann auch von einer anderen autorisierten Person (z. B. Personalabteilung) unterschrieben werden.
Gibt es Unterschiede zwischen Branchen bei der Zeugnissprache?
Ja, vor allem in kreativen oder technischen Berufen wird oft anders formuliert – aber die Grundcodes bleiben gleich.
