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Wirtschafts-Lexikon

Bedarfsgerechtigkeit

Was bedeutet Bedarfsgerechtigkeit?

Bedarfsgerechtigkeit (auch Bedürfnisgerechtigkeit) ist ein Prinzip zur Verteilung endlicher Güter. Im Gegensatz zur Leistungsgerechtigkeit ist das Kriterium der Verteilung nicht die erbrachte Leistung, sondern soziale Gerechtigkeit und die Bedürfnisse des Einzelnen. Sie findet etwa im Sozialwesen Anwendung und soll sicherstellen, dass jedem Menschen ein angemessenes Leben ermöglicht wird. Grundlage einer Verteilung nach dem Prinzip der Bedürfnisgerechtigkeit ist eine Umverteilung durch staatliche oder wohltätige Organisationen, da in der freien Marktwirtschaft Leistung im Vordergrund der Entlohnung steht.

Grundlage der Bedarfsgerechtigkeit

Die Grundlage der Umverteilung ist die Definition des Bedarfs einzelner Mitglieder der Gesellschaft. So kann angenommen werden, dass alle Menschen gleich sind und ein gleiches Bedürfnis an Gütern benötigen. Andererseits können einzelne Bedürfnisse differenzierter betrachtet werden, sodass etwa Familien oder Menschen mit Behinderung ein größeres Bedürfnis attestiert wird. Außerdem kann man die utilitaristische Sichtweise anwenden, das „größte Glück der größten Zahl“ (Francis Hutcheson, Jeremy Bentham) zu erzielen. Aus dieser Sichtweise kann eine Umverteilung von reich zu arm begründet werden, da das Gesamtglück ärmerer Menschen stärker steigt, als das Gesamtglück der reicheren Menschen bei einer Umverteilung sinken würde. Kritiker der Umverteilung nach Bedürfnisgerechtigkeit führen an, dass sie zu Verzerrungen in der Leistungsbereitschaft und einer Verringerung der Gesamtwohlfahrt führen kann.

Bedarfsgerechtigkeit in verschiedenen Wirtschaftssystemen

Ein Extrembeispiel der Verteilung nach Bedarfsgerechtigkeit findet sich im Kommunismus und Sozialismus. Hier liegen alle Produktionsmittel in der Hand des Staates. Die produzierten Güter werden an die Bevölkerung nach Bedarf und Verfügbarkeit verteilt. In der Praxis hat sich diese absolute Art der Verteilung als anfällig gegenüber Korruption und Ineffizienz erwiesen. Auch in der sozialen Marktwirtschaft erfolgt eine Umverteilung nach Bedürfnisgerechtigkeit. So stellen Arbeitslosengeld, Förderung von Menschen mit Behinderung oder Kindergeld Mittel dar, mit denen der Staat umverteilend eingreift. Finanziert werden diese Leistungen aus Steuergeldern, die dank Staffelung der Einkommenssteuer und Steuern auf Vermögen, Erbschaften und Aktien ebenfalls eine Umverteilung von Wohlhabenden zu Bedürftigen darstellen.