„Macht die Dächer voll“ forderte Volker Quaschning sinngemäß vor geraumer Zeit in seinem Podcast. Die Rede war von Solaranlagen. Zwar wurden vor allem Privatpersonen mit der Aufforderung angesprochen, aber auch Unternehmen verfügen über freie Dachflächen, die sie für sich arbeiten lassen können. Die wirtschaftlichen Pluspunkte liegen klar auf der Hand. Welche verraten wir nach einem kleinen Rückblick zum Beginn des 21. Jahrhunderts in den folgenden Zeilen.
Einspeisung versus Eigennutzung
Zu Beginn der ersten Investitionswelle in PV-Anlagen sprachen viele hauptsächlich über die Einspeisevergütung für den Strom aus Sonnenenergie. Ziel war es, die Kosten für die Solarstromanlagen möglichst schnell durch Einnahmen aus der Stromeinspeisung zu amortisieren und dann zu profitieren.
Viele Jahre, besser gesagt bis zum Ende der festgelegten Förderung durch das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) fußte die Wirtschaftlichkeitsanalyse für eine PV-Anlage häufig auf der Einspeisevergütung. Daher galt es auch, die Anlagen unbedingt gen Süden auszurichten, um den wirtschaftlichen Nutzen zu maximieren.
In der Zwischenzeit haben technische Neuerungen, gesunkene Einspeisevergütungen, gesellschaftliche Forderungen und erhebliche Anstiege der Strompreise an Gewichtigkeit in der Waagschale der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung gewonnen.
So sind nun Kosteneinsparungen durch Eigenverbrauch in Kombination mit Erlösen aus der Überschusseinspeisung monetäre Triebfedern.
Pluspunkt Eins: Ein bedeutender Schritt zum klimaneutralen Geschäftsbetrieb
Die Forderungen nach klimabewusstem Handeln sind wieder lauter, präsenter und zudem fordernder geworden. Während die Bewegung Fridays for Future eher ruhig und sensibel ein Umdenken fordert, zeigen Aktivisten der letzten Generation mit Klebeaktionen und Sachbeschädigung, was Bequemlichkeitsverlust und Unwiederbringlichkeit bedeuten.
Unternehmen, welche in eine PV-Anlage auf dem Dach investieren, demonstrieren glaubhaft, dass sie die Forderungen der Aktivisten ernst nehmen, indem sie ihr Handeln an den Sustainable Development Goals 12 “Nachhaltiges Konsumieren und Produzieren” sowie 13 “Maßnahmen zum Klimaschutz” der UN orientieren.
Das schafft vor allem unter den zukunftsorientierten Konsumenten positive Aufmerksamkeit.
Pluspunkt Zwei: Alleinstellungsmerkmal
Wer die Wahl hat, kann Einfluss nehmen. Längst entscheiden Kunden nicht mehr nur preissensibel, wenn sie vergleichbare Produkte wie Säfte, Seifen oder Papier wählen. Der Griff zum CO2-neutral produzierten Getränk und zu Hygieneartikeln oder Papier mit dem Versprechen, einem Bedürftigen im Gegenzug ebenfalls eine Seife oder gar eine Unterrichtsstunde zu spenden, wird immer häufiger.
Gleiches gilt für den Gang in Geschäfte, welche besondere Standards für Ihre Mitarbeiter garantieren, sei es in Form von Entlastung durch eine höhere Personalanzahl im Verkaufsraum oder durch Extras wie zusätzliche Urlaubstage oder Gesundheitsförderung.
Haben potenzielle Kunden die Auswahl, lassen sie sich verleiten, dem Händler mit besseren sozialen Standards den Vorrang zu geben.
Das lässt darauf spekulieren, dass sich eine Photovoltaikanlage auf dem Dach eines Geschäftshauses ähnlich positiv auf den Kundenstrom auswirkt, wenn vergleichbare Geschäfte in der Nähe sind, diese die benötigte Energie jedoch womöglich aus fossilen Ressourcen oder Atomenergie beziehen.
Pluspunkt drei: Planbare Stromkosten und teilweise Unabhängigkeit
Im dritten Punkt liegen die wirtschaftlichen Vorteile offensichtlich im Fokus, denn neben einem wichtigen Beitrag zum Erreichen des 1,5 °C-Zieles bezogen auf die Erdtemperatur gegenüber dem vorindustriellen Wert, machen sich alle Unternehmen mit einer eigenen Stromproduktion unabhängiger von volatilen Strompreisen.
Denn trotz Eigenstromnutzung (und ggf. einem Stromspeicher) muss eine Restmenge eingekauft werden. Durch eine clevere Beschaffungsstrategie können sich Unternehmen noch stärker unabhängig machen von weltpolitischen Entwicklungen und von teils schwankenden Strompreisen und erreichen dadurch langfristig Sicherheit und Planbarkeit bei ihren Stromkosten.
Mit Erkenntnissen aus der Vergangenheit für die Zukunft spekulieren
Erfahrungen zeigen, dass Photovoltaikanlagen länger nutzbar sind, als es ihre 20-jährige Abschreibungszeit suggeriert. Das lässt die Vermutung zu, dass dies auch bei neuen Anlagen der Fall sein wird. In Verbindung mit jetzigen und künftigen Speichermöglichkeiten ließe sich die Stromausbeute zusätzlich steigern.
Bleibt noch der Einfluss der Luftverschmutzung auf den Output der Anlagen: Gem. dem “DAS IST EINE GUTE FRAGE PODCAST” ist die Luft in den letzten beiden Jahrzehnten sauberer geworden, wodurch die Photovoltaikanlagen der ersten Generation mehr Strom geliefert haben als prognostiziert wurde. Durch die voranschreitende Elektrifizierung des Verkehrs sowie den steigenden Verzicht auf fossile Energieträger könnte sich diese Beobachtung in 20 Jahren wiederholen.