Digital Detox bedeutet “digitale Entgiftung” und damit einen Zeitraum, in welchem wir auf die Benutzung aller digitalen Geräte verzichten. Das betrifft Smartphones, Computer und alle anderen Möglichkeiten, die uns permanent mit der Welt verbinden und dadurch enorm stressen.
Warum ist Digital Detox manchmal wichtig?
Mit der digitalen Entgiftung schaffen wir die Gelegenheit, Stress abzubauen. Gleichzeitig konzentrieren wir uns wieder auf die soziale Interaktion mit unserer physischen Welt. Wir werden achtsamer und verlieren gleichzeitig Ängste, können unsere Umwelt wieder besser wertschätzen und uns auf unsere Mitmenschen konzentrieren. Der Trend zur digitalen Entgiftung setzte mit den beginnenden 2000er Jahren ein und wuchs mit dem Aufkommen des mobilen Internets etwa ab 2008. Seit jedermann mit dem Smartphone immer und überall online Informationen aufrufen kann – beginnend beim Checken der eigenen E-Mails und Messenger-Nachrichten -, sind wir nirgendwo mehr wirklich allein.
Kein Zweifel: Die neuen Medien schaffen eine gigantische Informationsüberlastung. Die permanente Online-Konnektivität wirkt sich inzwischen negativ auf den Gesundheitszustand vieler Menschen und ebenso negativ auf die Erfahrungen von Nutzern mit ihren digitalen Geräte aus. Erst war Begeisterung, doch inzwischen ist das Smartphone manchmal nur noch ein lästiger Begleiter, der niemals Ruhe gibt. Das führt zum Wunsch, sich gelegentlich von der digitalen Welt zu entgiften.
Gefahren durch ständige digitale Verbindungen
Die Motivationen für Digital Detox variieren. Es gibt negative emotionale Reaktionen gegenüber der Technologie, weil die Geräte längst nicht immer das Erwartete leisten und damit Frust verursachen. Ein Ausfall des Internets oder eines Messenger-Dienstes wie WhatsApp gerät zur kleinen Katastrophe – dabei lebten wir vor einigen Jahren bis Jahrzehnten glücklich und zufrieden auch ohne diese Dinge. Die Funktionen von Suchmaschinen werden immer häufiger hinterfragt, der Missbrauch der Online-Welt beispielsweise zum Verbreiten von Fake-News ist beängstigend. Darüber hinaus ist die Ablenkung durch die Technik wirklich gefährlich.
Der Gesetzgeber kommt gar nicht schnell genug hinterher, in Deutschland ist erst seit 2017 die Handynutzung am Steuer (nicht nur zum Telefonieren) generell verboten. Das Neuprogrammieren des Navis hingegen ist immer noch auch während der Fahrt erlaubt. Lediglich bei einem Unfall während dieses Vorgangs muss der Fahrer wahrscheinlich eine Teillast der Versicherungsleistung tragen. Ein weiterer Punkt ist das Sammeln unserer persönlichen Daten auf digitalem Weg. Wer online ist, wird durchleuchtet. Dass ihm Google daher ständig die passende Werbung einblendet, ist noch der harmloseste Aspekt dieser Entwicklung.
Was weiß eigentlich die Krankenkasse über uns, nachdem wir nach bestimmten Gesundheitsproblemen gegoogelt haben? Was erfährt ein Arbeitgeber darüber? Wie forschen uns die Behörden online aus? Was ist über unsere Finanzen bekannt? Ein nicht zu unterschätzender gesundheitlicher Aspekt ist der Suchtfaktor der Online-Welt. Manche Menschen spielen nächtelang Online-Games, andere befassen sich über Jahre und häufig unentdeckt mit Börsenstrategien (und verlieren dabei permanent Geld), einige Online-Nutzer surfen auch einfach stundenlang im Netz, weil es dort so viel Spannendes zu entdecken gibt. Wer kaufsüchtig ist, kann das online viel heimlicher ausleben als in der realen Welt.
Die Vernetzung am Arbeitsplatz
Im Berufsleben führt die digitale Vernetzung zu erhöhtem Stress und in einigen Bereichen nachweislich zu sinkender Produktivität. Diese kann auch nicht durch Produktivitätssteigerungen infolge der digitalen Möglichkeiten aufgefangen werden. Die digitale Vernetzung zwingt uns zu permanentem Multitasking. Die Fähigkeit hierzu galt noch bis vor wenigen Jahren als Tugend, doch inzwischen hat sich herausgestellt, dass permanentes Multitasking die Lernfähigkeit senkt. Das muss auch einleuchten: Digital befassen wir uns oft nur wenige Sekunden mit einem Thema, doch unser Gehirn benötigt mindestens 12 Sekunden, um zu entscheiden, ob eine Information überhaupt vom Ultrakurzzeit- ins Kurzzeitgedächtnis und von dort (nach wiederum zwei bis drei Minuten) möglicherweise ins Langzeitgedächtnis gelangt. Permanent vernetzte Arbeitnehmer können daher nach einiger Zeit ernsthaft “dümmer” wirken. Sie merken sich nichts mehr – warum auch? Wenn sie die Information brauchen, rufen sie diese einfach online auf. Kann das gesund sein, wenn die Cloud mit all ihren fragwürdigen Informationen unser Gehirn ersetzt?
Methoden für Digital Detox
Unternehmen haben schnell die entsprechenden Gefahren erkannt, andere Unternehmen haben entsprechende Angebote für Digital Detox entwickelt. Zu den Methoden für Digital Detox gehören die Reflexion des eigenen Umgangs mit Smartphone & Co., das Handy im Hotelsafe, das Abschalten des PCs ab 19.00 Uhr und auch die Selbstverpflichtung von Unternehmen, ihren Mitarbeitern nach Feierabend keine Mails zu senden. Einen radikalen Schritt ist der Autobauer Daimler gegangen: Seine Mitarbeiter können diejenigen E-Mails, die sie während eines Urlaubs erhielten, automatisch löschen lassen.